Mein Weg zum Medizinstudium in Deutschland7. Juni 2022
Unser ehemaliger Schüler Jad studiert Medizin an der Universität Leipzig. In diesem Interview berichtet er uns über seinen Weg zum Studium in Deutschland und verrät sein Geheimnis, wie er so schnell Deutsch gelernt hat.
Kannst du dich kurz vorstellen?
Ich heiße Jad, bin 20 Jahre alt, komme aus Jordanien und habe bislang im Oman gelebt. Im Januar 2020 habe ich angefangen Deutsch zu lernen und studiere mittlerweile im zweiten Semester Medizin an der Universität Leipzig.
Weshalb hast du dich für Medizin entschieden?
Ich wollte schon immer Medizin studieren und das, obwohl wir keine Ärzte in der Familie haben. Medizin ist ein kompliziertes Fach und ich bin einfach neugierig (lacht). Schon in der Schule haben mich am meisten die Naturwissenschaften wie Biologie und Chemie interessiert. Außerdem kann ich als Arzt meinen Mitmenschen helfen.
Und wie kam es zum Studium in Deutschland?
Für mich war klar, dass ich im Ausland studieren wollte, um die bestmögliche Ausbildung zu bekommen. Zunächst habe ich mich nach Studienplätzen in England erkundigt, aber die hohen Studiengebühren dort haben mich abgeschreckt. In Deutschland ist das Studium viel günstiger und mindestens genauso gut. Außerdem habe ich das Gefühl, dass es in Deutschland mehr um Bildung und weniger um Geld geht.
Nachdem ich mich entschieden hatte in Deutschland zu studieren, war auch klar, dass ich in Deutschland Deutsch lernen wollte, da das einfach viel schneller geht und ich so Land und Leute besser kennenlernen kann.
In welcher Stadt hast du Deutsch gelernt?
Zunächst habe ich mich im Internet informiert und mir sind die positiven Bewertungen für das Humboldt-Institut aufgefallen. Außerdem war ein Freund von mir vor ein paar Jahren schon einmal bei Humboldt. Gemeinsam mit meinem Vater bin ich nach Deutschland geflogen und wir haben uns verschiedene Sprachschulen angeschaut. Wir waren sowohl in Berlin und in Konstanz. Am Humboldt-Institut Konstanz hat mir besonders gefallen, dass das Institut klein und damit familiär ist. Deshalb habe ich mich für einen Deutschkurs in Konstanz entschieden.
Tatsächlich hat sich das Leben am Institut in Konstanz wie in einer kleinen Familie angefühlt. Wir haben zusammen gelebt und gelernt. Auch an den Wochenenden haben wir immer gemeinsame Ausflüge unternommen. Wegen Corona musste ich leider nach zwei Monaten in Konstanz nach Berlin umziehen, aber auch dort habe ich mich schnell wohlgefühlt.
Wie verlief dein Start in Deutschland und im Kurs?
Die meisten anderen Schüler in Konstanz waren ebenfalls Anfänger und sprachen kaum Englisch. Wir waren alle in der gleichen Situation und haben entsprechend fast alles zusammen gemacht und so oft es ging miteinander Deutsch gesprochen, weil wir uns alle schnell verbessern wollten.
Nach nur zwei Monaten konnte ich schon fast alles auf Deutsch erledigen und kam in die Kursstufe B1. Zu dieser Zeit musste ich mich auch entscheiden, ob ich wegen Corona zurück in den Oman gehen oder nach Berlin wechseln wollte.
Was kannst du uns über deine Zeit in Berlin erzählen?
Im Nachhinein kann ich meinem Wechsel nach Berlin viel Positives abgewinnen, da ich so die Möglichkeit hatte, in zwei verschiedenen Städten Deutsch zu lernen und mit Berlin eine aufregende neue Stadt entdecken konnte.
Einer meiner Lehrer dort, Stefan, war für mich der beste Lehrer, den ich je hatte! Er war gleichzeitig ernst und lustig. Aber vor allem hat er uns alles super erklärt! Manchmal hatte ich den Eindruck, dass er schon wusste, welche Probleme wir haben würden, bevor wir es selbst bemerkt haben. Stefan weiß einfach perfekt, wie man internationalen Schülern Deutsch beibringt. Insbesondere in den fortgeschrittenen Stufen B2 und C1, die sehr schwierig waren. Ich habe es trotzdem geschafft, alle Stufen zu bestehen und bin nie durchgefallen!
Wichtig ist natürlich, dass man seine Hausaufgaben macht, viel übt und spricht. Wenn man sich diese Mühe macht, dann kann man alle Prüfungen schaffen.
Mir persönlich hat auch geholfen, dass wir oft deutsche Filme geschaut haben. So konnte ich mir viele Dialoge und Sätze merken und diese selbst verwenden. So habe ich mich oft ertappt, wie ich Sätze gebildet habe, von denen ich gar nicht wusste, dass ich alle Vokabeln und die Grammatik konnte.
Was habt ihr in eurer Freizeit in Berlin gemacht?
Während des Frühjahrs, als wir nur wenige Schüler waren, war es wie in einer Familie. Im Sommer sind dann wieder viele neue Gesichter dazugekommen und wir haben viel gemeinsam unternommen und uns zum Beispiel auf der Dachterrasse zum Essen, Karten spielen oder einfach nur auf ein Bier getroffen.
Am Freitag haben wir uns immer zum Beachvolleyball gleich hinter dem Institut getroffen. Das war eine tolle Abwechslung zum Lernen, fast wie am Strand (lacht).
In Berlin gibt es, gerade im Sommer, so viele Veranstaltungen und so hat sich immer eine Gruppe gefunden, um abends oder an den Wochenenden gemeinsam etwas zu unternehmen. Kurzum: Es war nie langweilig!
Wie ging es für dich nach deinem Deutschkurs weiter?
Nach Abschluss der Stufe C1.1 war meine Zeit am Humboldt-Institut leider zu Ende und ich bin nach Leipzig gezogen und habe dort am Studienkolleg den M-Kurs als Vorbereitung auf ein Medizinstudium belegt.
Bei der Bewerbung für ein Studienkolleg in Deutschland hat mir der Bewerbungsservice von Humboldt viel geholfen. Mia wusste genau, welche Dokumente ich bis zu welcher Frist einreichen musste. Ich habe so viel Zeit gespart und konnte mich besser auf den Deutschkurs konzentrieren.
Leipzig war meine erste Wahl und ich war froh, als ich die Einladung zur Aufnahmeprüfung bekommen habe. Die Aufnahmeprüfungen am Studienkolleg in Deutsch und in Mathematik waren nicht schwer. In Mathematik kannte ich den Lernstoff noch aus der Schule, nur die Zeit war etwas knapp bemessen.
In der Deutschprüfung kamen viele Lückentexte dran, für die man schlecht lernen kann. Hier hat mir meine Sprachpraxis bei Humboldt geholfen, da man sich bei solchen Übungen leichter tut, wenn man gut Deutsch spricht. Im Kurs bei Stefan haben wir oft Lückentexte besprochen, auch um mich auf die Prüfung vorzubereiten. Das und seine Tipps wie Präpositionen lernen haben mir beim Bestehen der Prüfung geholfen.
Auch während des Studienkollegs hat mir meine gute sprachliche Vorbereitung geholfen, da möglichst korrektes Deutsch wichtig für gute Noten ist.
War der Wechsel von der Sprachschule zum Studienkolleg beziehungsweise zur Universität eine große Umstellung für dich?
Im Vergleich zum Deutschkurs war das Studienkolleg keine große Umstellung für mich, da die Lehrer dort ebenfalls gewohnt sind, mit Nicht-Muttersprachlern zu arbeiten. Daher sprechen sie relativ langsam und ohne Dialekt.
Jetzt an der Universität ist das ganz anders. Dort gibt sich niemand Mühe, besonders deutlich zu sprechen.
Leipzig ist eine große Universität und im Studiengang Medizin waren wir ca. 300 Erstsemester. Es war zu Beginn etwas anonym und ich musste viele Dinge erst selbst herausfinden, z.B. meinen eigenen Stundenplan erstellen und die passenden Lehrbücher finden. An der Uni kümmert man sich weniger um die einzelnen Studenten und ich habe schnell gelernt, selbstständig zu arbeiten.
Am Ende des ersten Semesters habe ich aber bis auf eine alle Prüfungen bestanden und freue mich schon auf das Sommersemester.
Alles in allem, wie bist du in Deutschland aufgenommen worden?
Sehr gut! Mir gefällt es hier, weil die Deutschen sehr verbindlich und zuverlässig sind. Wenn etwas besprochen ist, dann wird es auch so erledigt. Zu Hause im Oman galt ich als eher ernst und so passt Deutschland sehr gut zu mir. Ich fühle mich überall willkommen und die Leute sind sehr nett. Außerdem ist es in Deutschland nicht so heiß wie im Oman (lacht).
Nach dem Studium möchte ich wahrscheinlich in Deutschland bleiben. Aber das ist noch lange hin und wer weiß, was bis dahin alles passiert.
Vielen Dank für das Interview, Jad! Wir wünschen dir viel Erfolg beim Medizinstudium!
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