Ich lerne Deutsch in Berlin – Lars Backe (B2) aus Norwegen7. Juli 2022
Kannst du dich kurz vorstellen?
Mein Name ist Lars Backe Madsen, ich bin Wirtschaftsjournalist und Autor. Ich schreibe hauptsächlich Sachbücher, aber arbeite im Moment an meinem zweiten Roman, der bald erscheinen soll (leider ist derzeit keine deutsche Übersetzung geplant).
Über welche Themen schreibst du als Autor und Journalist?
Ich bin seit mehr als 20 Jahren investigativer Journalist bei einer norwegischen Zeitung, die mit der Financial Times vergleichbar ist. In meinem Job darf ich an großen Projekten arbeiten, die oft viele Monate dauern können. Ich schreibe über verschiedene Themen, aber am häufigsten geht es um Politik, Wirtschaft und Themen rund um Kultur und Sport.
Meine Abteilung in der Zeitung heißt „Dokumentar“ und besteht aus zehn Journalisten. Obwohl wir nur zehn Journalisten sind, sind wir die Redaktion in Norwegen, die die meisten Auszeichnungen erhalten hat. Ich selbst habe zweimal den norwegischen Pulitzer-Preis – in Norwegen Skup-Preis genannt – gewonnen. Das letzte Mal, dass ich den Preis gewonnen habe, war 2021.
Ich arbeite nicht nur mit „schweren“ Doku-Artikeln, sondern schreibe auch gerne Berichte, die aktuelle Themen und Phänomene ansprechen.
Bislang habe ich vier Bücher veröffentlicht. Drei davon waren Bücher zu kontroversen Themen im Sport: eines über Menschenhandel und „schmutziges Geld“ im internationalen Fußball, das 2008 erschien und auch international Beachtung fand. 2017 habe ich ein ähnliches Buch über Langlauf und Skifahren veröffentlicht, das von Doping und fragwürdigen Ausgaben handelte.
2016 habe ich ein Non-Fiction-Buch veröffentlicht, das eine Satire darüber war, wie politische Debatten in sozialen Medien geführt werden. Dieses Buch war ziemlich politisch. Im Zusammenhang mit dieser Veröffentlichung habe ich auch mein eigenes „Universum“ von Charakteren geschaffen, mit einer eigenen Facebook-Seite, Twitter-Seite und dazu und danach einer Reihe von Artikeln in meiner eigenen Zeitung.
Mein erstes Buch wurde 2005 veröffentlicht und war ein Buch, in dem ich und ein guter Freund und Kollege einen alten Koffer voller Fußballsammelkarten von Panini nach England brachten, um dort unsere früheren Helden aufzusuchen. Es war ein Buch über die Sehnsucht nach Fußball, Musik und Film unserer Kindheit. Das Problem auf der Reise war jedoch, dass wir uns nicht getraut haben, mit unseren alten Helden zu sprechen, als wir sie fanden. Sie haben uns Angst gemacht. Und wir haben die Erfahrung gemacht, dass Nostalgie vielleicht sowieso nichts für uns ist.
Weshalb lernst du Deutsch?
Einen Teil meines Studiums in den neunziger Jahren habe ich in Deutschland verbracht und habe dort Jura und Wirtschaft studiert. Allerdings habe ich viel meiner damaligen Deutschkenntnisse wieder vergessen. Ich wollte mein Deutsch auffrischen, um zukünftig auch beruflich Texte auf Deutsch verfassen zu können. Deshalb habe ich mich entschlossen nach Berlin zu gehen, um dort einen Deutschkurs zu besuchen.
Wie hat dir dein Deutschkurs in Berlin gefallen?
Ich habe mehr gelernt und wiederholt als erwartet und würde gerne – wenn es zeitlich möglich ist – noch einmal kommen. Den Unterricht auf der Stufe B2 habe ich sehr genossen. Eva ist eine ausgezeichnete Lehrerin. Ich habe in diesen Wochen viel mehr gelernt, als ich mir vorher hätte vorstellen können.
Wie fandest du es, mit vielen internationalen und jüngeren Menschen zusammen zu lernen?
Das gemeinsame Lernen in der Klasse war einfach schön. Mein Eindruck war, dass alle Mitschüler kluge und interessante Menschen waren, und ich hatte wenige Probleme, mit ihnen zu kommunizieren.
Am Anfang vielleicht ein bisschen, weil mein Deutsch noch etwas eingerostet war. Aber letztendlich hat es mir viel Spaß gemacht, mit den jüngeren Schülerinnen und Schüler zu lernen und sie kennenzulernen. Vielleicht fanden es einige von ihnen seltsam, dass ein Schüler in der Klasse älter war als der Lehrer und ihre eigenen Eltern, aber ich glaube – oder hoffe – nicht, dass das der Fall war.
Ich bin generell gerne mit jüngeren Leuten zusammen. Ich arbeite mit vielen jungen Leuten zusammen und habe Kinder, die Teenager und Studenten sind. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich mehr von den Jungen lerne als von den Älteren.
Meine Erfahrung ist, dass junge Menschen neugieriger und wissbegieriger sind als ältere Menschen. Ich finde es interessant und lehrreich, die natürliche Naivität, Romantik und Begeisterungsfähigkeit zu beobachten und zu erleben, von der die Jungen so viel mehr haben als wir „Alten“. Ich mag auch die Spontaneität und die Fähigkeit, über die eigenen Fehler zu lachen, die leider oft mit zunehmendem Alter verschwinden! Und wir haben viel in der Klasse gelacht.
Mir gefiel auch, dass wir nur zwölf Personen waren. So bekamen wir alle eine gute Lehre und Betreuung. Dass alle aus verschiedenen Ländern kamen und unterschiedliche Hintergründe hatten, machte es zusätzlich interessant.
Wie würdest du Berlin beschreiben und was ist das Besondere an dieser Stadt?
An meinem letzten Tag in Berlin habe ich vor der Klasse eine Präsentation gehalten, und der erste Satz, den ich gesagt habe, war: Ich liebe Berlin!
Ich habe viele Galerien und Museen besucht, vor allem in Friedrichshain und Charlottenburg. Ich war auch relativ oft Kreuzberg, das viel zu bieten hat. Vor allem war ich in Mitte (Anmerkung: wo sich das Humboldt-Institut befindet) und in Prenzlauer Berg. In Berlin leben einige Leute, die ich von früher kenne, die ich getroffen habe, und ich habe auch einige Besuche aus Norwegen bekommen. Ich habe aber auch neue Leute kennengelernt. Es gab also einige Anlässe für Besuche in Restaurants und Bars. Berlin ist eine ganz fantastische Stadt für Leute, die gerne ausgehen.
Eines der Dinge, die ich an Berlin am meisten mag, ist das (fast) völlige Fehlen eines überlasteten und stressigen Finanzzentrums. In meiner täglichen Arbeit als Journalist in einer Wirtschaftstageszeitung treffe ich oft Anwälte, Unternehmer, Investoren und diese Art von Menschen. Aber ich mag mich viel lieber unter Menschen mischen, die künstlerischer und akademischer in ihrem Wesen und ihrer Lebensweise sind. Und in dieser Hinsicht ist Berlin die beste Stadt, die ich kenne.
Mein Lieblings-Restaurant in Berlin ist übrigens die Paris Bar. Ich war mehrmals dort. Und das Schwarze Café gleich nebenan ist auch ein schöner Ort. Ich mag aber auch die günstigeren und „jugendlicheren“ Pizzerien und Bars in Friedrichshain, und das Baffels Café direkt neben der Schule hat mir auch sehr gut gefallen.
Vielen Dank für das Interview und hoffentlich bis bald in Berlin!