Ein Auslandssemester an einer Sprachschule – Teil 116. Dezember 2021

Es ist eine Premiere für das Colorado College! Das College aus den USA schickt seit Jahren seine Studentinnen und Studenten für Auslandsaufenthalte nach Deutschland. Nach vielen Jahren im eher ländlichen Raum, ist das Ziel 2021 erstmals Berlin und das Humboldt-Institut.

Wir haben uns mit einem Colorado-Studenten unterhalten: Lucas Bush ist 21 Jahre alt und kommt ursprünglich aus Boston. Er studiert Geologie sowie Germanistik in Colorado Springs. Wieso er Deutsch lernt und warum er am Austauschprogramm seines Colleges teilnimmt, erzählt er uns in diesem Interview.

Hallo Lucas, vielen Dank für deine Zeit. Starten wir gleich mit der ersten Frage: Du bist hier mit einer Gruppe des Colorado College. Wie sieht euer Programm aus?

Lucas: Meine Heimatuniversität in Colorado bietet viele Austauschprogramme in der ganzen Welt an, u. a. auch in Deutschland. Dieses Jahr ist das College zum ersten Mal am Humboldt-Institut in Berlin. Wir besuchen hier die Deutschkurse am Humboldt-Institut und leben mit anderen internationalen Sprachschülern zusammen in der Sprachschule. Unser Dozent aus den USA ist als Gruppenleiter mit uns hier. Wir haben vom Humboldt-Institut ein Klassenzimmer bekommen, in dem er Kulturkurse unterrichtet. Wir bekommen für den Sprachkurs des Humboldt-Instituts sowie für den Kulturkurs des Colorado College eine bestimmte Anzahl an Credits, die uns fürs Studium angerechnet werden. Es ist also quasi ein Auslandssemester, das wir an einer Sprachschule anstatt an einer Hochschule absolvieren.

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Wie kam es dazu, dass du dich überhaupt entschieden hast, Deutsch zu studieren?

Lucas: 2019 habe ich für vier oder fünf Monate in Berlin gearbeitet. Das war nach meinem High School Abschluss. Ich wusste damals noch nicht, was ich studieren soll. Auf einer Party in den USA habe ich den Chef einer Non-Profit-Organisation aus Deutschland kennengelernt. Die Organisation kreiert Musicals zusammen mit Flüchtlingen und Heimkindern. Zudem stellt sie Ferienprogramme in Berlin und Stuttgart auf die Beine. Die Idee hat mir gefallen und der Chef hat mich eingeladen, für ihn in seiner Organisation in Berlin zu arbeiten. Ich habe das Angebot angenommen und habe dann dort ein Praktikum gemacht.

Und wie hast du damals deine Zeit in Deutschland erlebt?

Lucas: Mir hat Berlin sofort wahnsinnig gut gefallen, denn es ist ganz anders als in Boston oder Colorado Springs. Vieles hat mich fasziniert: Zum Beispiel ist die Mülltrennung hier besser organisiert und der öffentliche Nahverkehr wie U-Bahn/S-Bahn ist in Deutschland auch einfacher viel zu verstehen. Das gefällt mir und ich könnte mir vorstellen, irgendwann in Deutschland zu leben. Dafür muss ich natürlich Deutsch sprechen.

Und wie läuft der Spracherwerb bisher?

Lucas: Unser Lehrer am Humboldt-Institut ist total nett und wir haben in der ersten Woche auch schon ein bisschen was gelernt. Bisher nehme ich allerdings nur am Abendkurs teil, aber ich werde bald in den Intensivkurs wechseln, denn ich möchte mein Deutsch während der acht Wochen in Berlin so gut wie möglich verbessern.

Und wie ist dein erster allgemeiner Eindruck vom Humboldt-Institut?

Lucas: Ich bin zwar erst seit ein paar Tagen hier, aber bisher ist alles super! Der Fahrer bei der Abholung war total einladend und herzlich. Er hat uns geholfen, bis alle Studenten den Treffpunkt gefunden haben. Die Lage der Schule ist einfach großartig, mitten in Berlin! Das Essen im Institut ist auch super lecker und die Unterkunft ist ebenfalls prima. Im Moment habe ich noch keinen Zimmernachbarn, aber ab nächster Woche teile ich mir vermutlich das Zimmer mit einem anderen Schüler. Ich habe wirklich keinen Grund, das Institut nicht zu mögen.

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Neben Deutsch studierst du ja auch Geologie. Was fasziniert dich daran am meisten?

Lucas: Als ich mich für das Studienfach entschied, haben mich vor allem die angekündigten Exkursionen in andere Länder begeistert. Dann kam jedoch Corona und die Ausflüge fanden hauptsächlich über Google Earth statt (lacht). Es ist schön, jetzt wieder reisen zu können und in Deutschland zu sein.

Wie möchtest du Geologie und Deutsch in der Zukunft kombinieren?

Lucas: Meine Geologie-Professorin hat Kollegen in Deutschland und der Schweiz. Sie hat mir angeboten, dass sie für mich mit denen Kontakt aufnimmt. Ich könnte zum Beispiel in Deutschland oder der Schweiz leben. Ich war auch schon mal in der Schweiz, als ich ungefähr 13 Jahre alt war und mit meiner Familie dort Urlaub gemacht habe. Es war sehr schön dort. Die Berge fand ich wirklich cool. Die gibt es hier in Berlin zwar nicht, dafür aber so viel Geschichte und Kunst.

Was sagst du zur deutschen Kunst, wie zum Beispiel Musik oder Film?

Lucas: 2019 habe ich die Band AnnenMayKantereit 2019 live gesehen. Ich lese manchmal die Liedtexte, auch wenn ich sie noch nicht so gut verstehe. Milky Chance habe ich bei Fridays for Future am Brandenburger Tor gesehen. Die Band singt zwar auf Englisch, kommt aber auch aus Deutschland und mir gefällt die Musik. Die Netflix-Serie „Dark“ kann ich auch empfehlen. In Colorado haben wir den Film „A Coffee in Berlin“ gesehen, der war auch toll.

Vielen Dank für die tollen Tipps! Der ein oder andere Leser wird sich die Musik und Filme jetzt bestimmt auch mal anschauen.

Außerdem bedanken wir uns für deine Zeit, Lucas. Es freut uns, dass es dir hier so gut gefällt und wir hoffen, dass du weiterhin einen tollen Aufenthalt am Humboldt-Institut haben wirst. Alles Gute für dich!

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