Pink Sisters: Zwei Nonnen und ihr Deutschkurs in Berlin12. September 2023

Zwei Nonnen in Berlin

In unserer Sprachschule in Berlin waren im Juli zwei ganze besondere Schülerinnen zu Gast: Suzzette und Lorena. Die beiden sind Ordensschwestern im Dreifaltigkeitskloster in Bad Driburg und erzählen uns hier mehr aus dem Klosteralltag, weshalb sie Deutsch lernen und was ihnen an Berlin so gut gefällt.

Hallo Lorena, hallo Suzzette, erzählt uns doch zuerst ein bisschen etwas über euch!

Gerne, ich bin Suzzette, bin 57 Jahre alt und komme von den Philippinen. In den Orden bin ich schon vor 35 Jahren eingetreten und lebe inzwischen seit acht Jahren in Deutschland.

Mein Name ist Lorena, ich bin 47 Jahre alt, stamme aus Argentinien. Ich bin schon seit 29 Jahren im Orden, davon vier Jahren hier in Deutschland.

Ordensschwestern hatten wir bislang noch nicht unter unseren Schülerinnen. Was macht euer Orden und wie sieht der Alltag dort aus?

Suzzette: Wir sind Schwestern des Ordens „Dienerinnen des Heiligen Geistes von der Ewigen Anbetung“. Eines unserer Klöster befindet sich in Deutschland und dort ist auch die Leitung der Kongregation angesiedelt, die sich um insgesamt 21 Klöster auf der ganzen Welt kümmert. Für unsere Gemeinschaft ist die Internationalität ein prägendes Element. Im Kloster in Bad Driburg sind 30 Schwestern aus sieben Nationalitäten vertreten: Argentinien, Philippinen, USA, Indonesien, Brasilien, Österreich und Deutschland. Was uns eint, ist unsere Verschiedenheit.

Eine Besonderheit ist unser pinkes Ordensgewand, das wir allerdings nur innerhalb des Klosters tragen. Man nennt uns deswegen oft auch Pink Sisters oder die Rosa Schwestern. Die besondere Farbe war der Wunsch unseres Gründers, des Heiligen Arnold Janssen. Er wollte, dass wir ein Zeichen der Freude sind, wenn wir beten.

Lorena: Wir verbringen viel Zeit in der Kapelle. Sieben Mal am Tag treffen wir uns zum Gebet, außerdem beten wir einzeln. Wir beten für alle Menschen, vom frühen Morgen bis in die späte Nacht ist immer eine Schwester zum Gebet in der Kapelle. Dreimal am Tag essen wir zusammen. Zusätzlich kümmern wir uns um den Haushalt, die Gartenarbeit, wir beantworten das Telefon z.B. Anrufe von Menschen, die spirituelle Fragen haben oder deren Anliegen wir in unsere Gebete aufnehmen sollen.

„ Ich will fließend Deutsch sprechen und hier bin ich auf einem sehr guten Weg dorthin!

Warum lernt ihr Deutsch und welche Ziele habt ihr mit dem Kurs?

Suzzette: Das ist meine letzte Woche in Berlin und ich bin schon seit sieben Wochen hier. Aktuell bin ich in der Stufe B1 und werde noch die telc B1-Prüfung schreiben. Mein Lehrer hat mir zusätzliche Bücher empfohlen und Tipps gegeben. Mit dem bisherigen Unterricht, und allem, was ich bislang gelernt habe, sollte ich die Prüfung gut schaffen.

Für mich ist sehr wichtig noch besser Deutsch zu lernen, denn in der Gemeinschaft ist eine meiner Aufgaben der Kontakt mit der Ausländerbehörde. Ich begleite zum Beispiel andere Schwestern, helfe dabei Termine auszumachen und habe mit den Angestellten des Klosters zu tun oder begrüße Gäste.

Weshalb habt ihr euch Berlin als Kursort ausgesucht? Ist Berlin als Großstadt nicht ein ziemlicher Kontrast zum Klosterleben?

Suzzette: Nachdem wir die Erlaubnis für einen Deutschkurs hatten, haben meine Oberin und ich lange nach einer passenden Sprachschule gesucht. Das Humboldt-Institut haben wir gewählt, weil dort Intensivkurse angeboten werden und es ein Immersionskonzept gibt, sodass wir auch außerhalb des Unterrichts viel Deutsch sprechen können.

Außerdem ist Berlin für uns etwas näher als das Humboldt-Institut in Konstanz. Berlin nicht nur die Hauptstadt Deutschlands, sondern auch ein Ort, an dem man den sprichwörtlichen Herzschlag von Deutschland hören, erfahren und erleben kann.

Was gefällt euch am Kurs und an Berlin am meisten?

Suzzette: Meine Erfahrung bei Humboldt übersteigt meine Erwartungen. Ich habe besonders im Unterricht viele Gelegenheiten, an denen ich sprechen kann. Das ist für mich sehr gut, denn ich will fließend Deutsch sprechen und hier bin ich auf einem sehr guten Weg dorthin!

Lorena: Unsere Gemeinschaft ist immer international und Berlin ist eine multikulturelle Stadt, deswegen gefällt es uns hier so gut! Ich interessiere mich sehr für Geschichte. Hier in Berlin sind viele historische Ereignisse passiert und deswegen bin ich gerne hier. Ich hatte die Gelegenheit, viele historische Museen zu besuchen, z.B. die Gedenkstätte Berliner Mauer oder die Topographie des Terrors. Dort habe ich eine Verbundenheit gespürt. Wir dürfen nicht vergessen, was gewesen ist und brauchen eine bessere Zukunft für alle Menschen. Gemeinsam müssen wir aus der Vergangenheit lernen.

„ Mein Lieblingswort ist eintauchen. Es ist ein Symbol dafür, wie man schnell Deutsch lernen kann!

Wie gefällt euch die deutsche Sprache?

Lorena: Die deutsche Sprache ist besonders. Einmal hat mich jemand gefragt, was mich an Deutschland überrascht. Ich bin über die Sprache überrascht. Viele Menschen denken, dass die deutsche Sprache kalt und schwierig sei, aber ich habe gelernt, dass viele deutsche Ausdrücke Emotionen transportieren. Zum Beispiel die Begrüßung „herzlich willkommen“. In anderen Sprachen heißt es oft nur willkommen. In Deutschland sagt man auch „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag“, statt einfach nur „Happy Birthday“. Diese Besonderheiten gefallen mir besonders gut.

Suzzette: Die Sprache ist schon schwierig, aber während ich sie langsam lerne, entdecke ich die Logik dahinter und finde sie großartig. Dabei ist es hilfreich, in die Sprache einzutauchen. Manchmal verstehe ich die Bedeutung eines Wortes, wenn ich es mir von einem anderen Wort ableiten kann, das ich schon kenne. Zum Beispiel „Leidenschaft“, ein Ausdruck, wenn man etwas schafft, aber mit viel Mühe. Man investiert viel in etwas. Dieses Wort finde ich sehr schön!

Habt ihr noch anderen Lieblingswörter?

Suzzette: Mein Lieblingswort ist eintauchen. Es ist ein Symbol dafür, wie man schnell Deutsch lernen kann und das ist auch die Erfahrung, die ich hier mache.

Lorena: Dankeschön! Die Verbindung ist besonders, nicht einfach nur danke, wie bei thanks, sondern ergänzt um schön. Im Spanischen kann man auch herzlichen Dank sagen (gracias de corazón), aber nur bei besonderen Gelegenheiten. Dankeschön ist kürzer und trotzdem besonders!

Beim Beach-Volleyball in der Nähe des Instituts

Wie findet ihr das Leben im Institut und in Berlin zusammen mit den anderen Schülerinnen und Schülern, die oft jünger sind?

Suzzette: Für mich war es einfach beeindruckend! Ich habe bei vielen Aktivitäten mitgemacht, auch beim Beachvolleyball, und fand es eine tolle Erfahrung, weil ich viel über die jungen Leute gelernt habe. Manche haben mich gefragt, zu welchem Gottesdienst ich gehe und ob sie mich begleiten dürfen. Und so haben wir oft zusammen einen Gottesdienst besucht, z.B. in St. Augustinus in Prenzlauer Berg und in der katholischen Heilig-Geist-Kirche in Charlottenburg. Darüber habe ich mich sehr gefreut! Die Schülerinnen und Schüler kamen aus Kanada, Italien, Polen und Vietnam. Sogar ein türkischer Schüler hat mich begleitet. Er ist Muslim und wollte wissen, wie ein Gottesdienst abläuft.

Beim Ausflug nach Rostock mussten wir uns beeilen, um rechtzeitig zum Hafen zu kommen, um das Schiff nach Warnemünde zu erwischen. Die jungen Schülerinnen und Schüler waren natürlich schneller als ich. Ich wollte dann einfach warten, bis die anderen aus Warnemünde zurückkommen, aber Lucia und Elvira aus Spanien haben mich nicht allein gelassen und zusammen haben wir es doch rechtzeitig zum Schiff geschafft. Sie haben gesagt: „Wir lassen dich nicht allein, weil wir wie eine Familie sind!“ Das hat mich sehr berührt.

Dank der gemeinsamen Aktivitäten lernen wir nicht nur die Sprache, sondern lernen uns auch untereinander besser kennen. Auch beim Essen im Speisesaal geht es immer sehr lustig zu.

Lorena: Alle ist möglich. Wir alle sind hilfsbereit, z.B. beim Essen im Speisesaal herrscht immer eine zufriedene Atmosphäre. Das gilt auch für den Unterricht, alle fühlen sich willkommen, alle haben Respekt voneinander.

Was erwartet euch nach eurem Kurs?

Beide: Wir gehen wieder zurück nach Bad Driburg. Aber es kommen bald noch weitere Ordensschwestern zu Humboldt und belegen einen Deutschkurs. Im Kloster sprechen wir meist zwei Sprachen: Deutsch und Englisch, oder in unseren jeweiligen Muttersprachen untereinander. Wenn noch mehr Schwestern Deutsch gelernt haben, dann können wir irgendwann nur noch Deutsch sprechen. Derzeit finden schon alle Gebete und Gottesdienste auf Deutsch statt.

Vielen Dank für das Interview!

P.S. Mehr Informationen über die Pink Sisters findet ihr auf Youtube.