Von Null auf B2 in sechs Monaten – Isabela aus Brasilien16. Januar 2020

Heute sprechen wir mit Isabela, die seit September das Gymnasium Lindenberg besucht und davor am Humboldt-Institut Lindenberg Deutsch gelernt hat.

Hallo Isabela, kannst du dich kurz vorstellen?

Mein Name ist Isabela, ich bin 16 Jahre alt und komme aus Sao Paulo in Brasilien. Seit Februar 2019 bin ich in Lindenberg und habe als totale Anfängerin einen Deutschkurs begonnen. Über die Stufen A1, A2 und B1 habe ich rechtzeitig zum Schulbeginn auch die B2 abgeschlossen und gehe jetzt in die 10. Klasse des Gymnasiums Lindenberg.

Warum hast du dich entschieden, in Deutschland zur Schule zu gehen, und wie bist du auf Lindenberg gekommen?

Ich wollte schon immer einmal im Ausland zur Schule gehen und habe mich für Internate in Deutschland interessiert. Im Internet habe ich nach Informationen gesucht und ziemlich schnell das Humboldt-Institut gefunden. Das alles habe ich selbst und ohne die Hilfe meiner Eltern gemacht. Von der Idee bis zum Beginn meines Deutschkurses sind nur 1,5 Monate vergangen.

Wie haben deine Eltern auf deinen Wunsch reagiert?

Sie waren erst etwas geschockt, aber sie unterstützen mich, da sie wissen, dass es mein Traum ist im Ausland zur Schule zu gehen und später zu studieren. Meine Freunde würden auch gerne im Ausland zur Schule gehen. Daher bin ich für diese Möglichkeit sehr dankbar. Am Ende hat meine Familie gesagt, dass ich diese Möglichkeit nutzen muss. Und in Brasilien habe ich ja immer ein Zuhause.

Wie war die erste Zeit in Deutschland und welche Erwartungen hattest du?

Ich hatte mir vorgestellt, dass die Leute mich nicht verstehen würden und ich die Sprache nie lernen würde. Aber alle haben ganz klar und deutlich gesprochen. Außerdem sind alle sehr sympathisch! Bei der Ankunft in Lindenberg hat mich mein Vater begleitet und wir haben eine Hausführung von Miriam, der Internatspädagogin, bekommen.

Die anderen Schüler in meinem ersten Kurs konnten schon ein wenig Deutsch sprechen und verstehen. Sie wussten zum Beispiel die Antworten auf Fragen wie „Welche Farbe ist das?“. Ich konnte wirklich kein Wort Deutsch sprechen und verstehen.

Die Niveaus A1 und B1 waren am schwierigsten. Das Niveau wurde im Laufe der Zeit immer höher, und der neue Wortschatz war nicht immer leicht zu lernen. Aber langsam habe ich gelernt, den Kontext zu erkennen und daraus die Bedeutung unbekannter Wörter abzuleiten.

Jetzt ist das alles kein Problem mehr für mich und ich habe es in sechs Monaten von A1 bis B2 geschafft. Dafür habe ich viel gelernt und gearbeitet. Vorher hätte ich nie gedacht, dass ich so schnell Deutsch lernen kann.

Auch die AGs und Aktivitäten am Nachmittag waren sehr gut für mich, da ich hier viel Deutsch gehört und selbst gesprochen habe. Um noch mehr Sprachpraxis zu sammeln, habe ich mitgeholfen und beispielsweise neuen Schülern ihre Zimmer gezeigt und viel mit den Betreuern gesprochen.

Geholfen hat natürlich auch, dass ich die einzige Brasilianerin war und ich mit niemandem Portugiesisch sprechen konnte. Die Einzige zu sein war aber gar nicht schlimm.

Woher kommen deine Mitschüler und wie versteht ihr euch?

Wir kommen alle aus unterschiedlichen Ländern, und ich habe schnell neue Freundinnen aus China und Vietnam gefunden. Meine Mitschüler kommen auch noch aus Italien, Korea, Rumänien, Russland, der Ukraine und Thailand.

Dadurch haben wir auch viel über unsere Kulturen gelernt. Am Gemeinschaftsabend stellt jeder Schüler seine Heimat und seine Muttersprache den anderen vor, auf Deutsch! Ganz besonders gefallen hat mit der Abend mit einer türkischen Gruppe, die türkisches Essen und Musik vorbereitet hat. Wir haben alle dazu getanzt und zusammen gefeiert. Das war eine tolle Erfahrung!

In Lindenberg habe ich das erste Mal in meinem Leben Schnee gesehen und ich fand es gar nicht so kalt wie gedacht. Bei der Winterolympiade mit allen Schülern haben wir draußen einen Schneemann gebaut. Das wollte ich schon immer einmal machen!

Wie waren deine ersten Wochen am Gymnasium?

An den ersten Tagen hat die Lehrerin die Sitzordnung gemacht und darauf geachtet, dass immer ein internationaler und ein deutscher Schüler zusammensitzen. Wir helfen uns und arbeiten zusammen.

Schwer war, dass oft mündlich abgefragt wird, und wir müssen schnell lernen. Das war eine Umstellung für mich, da ich das aus Brasilien nicht gewohnt war.

In Deutschland haben wir mehr Fächer und ich muss manche Inhalte nachholen. Zum Beispiel hatte ich bislang nur jeweils ein Jahr Biologie, Chemie und Physik. Zum Glück ist Humboldt wie eine Familie. Wir helfen uns gegenseitig, z.B. in Mathematik und den Naturwissenschaften. Die Lehrer im Förderunterricht nehmen sich Zeit und erklären alles, damit wir es verstehen.

Am Anfang des Schuljahres haben wir mit der ganzen Klasse des Gymnasiums einen Ausflug ins Humboldt-Institut gemacht. Wir haben unseren Mitschülern gezeigt, wie wir wohnen, essen und leben. Das war sehr schön. Übrigens haben sich alle gewundert, dass wir am Humboldt-Institut auch am Sonntag lernen.

Weißt du schon, was du nach der Schule machen möchtest?

Ich möchte in Deutschland Medizin studieren und Ärztin werden.

Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen die alles Gute für die Zukunft!

PS: Mehr Informationen zu den Deutschkursen des Humboldt-Instituts gibt es hier auf unserer Internetseite unter dem Menüpunkt „Deutschkurse für Kinder und Jugendliche“. Mehr Informationen rund um das Thema Schulbesuch in Deutschland gibt es auf unserer neuen Internetseite „Internate in Deutschland“ (auf englisch).